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Mit gefälschter Kryptowährung zum Milliardenbetrug – der Fall OneCoin4 min read

Jun 30, 2022 3 min

Mit gefälschter Kryptowährung zum Milliardenbetrug – der Fall OneCoin4 min read

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Es klingt wie eine Kriminalgeschichte made in Hollywood: Die Geschäftsfrau Dr. Ruja Ignatova, Erfinderin der Kryptowährung “OneCoin” wird zur gefeierten Multimillionärin. Kurze Zeit später platzt die Blase, es war alles nur eine groß aufgezogene Täuschung. Ignatova flieht, ihre Anhänger und Millionen OneCoin-Anleger bleiben zurück – um ihr Geld und ihre Hoffnungen, mit Kryptowährung reich zu werden, betrogen.

Doch wie konnte es eigentlich so weit kommen? Ruja Ignatova wird 1980 in Bulgarien geboren und wächst in Süddeutschland auf. Sie studiert Jura und absolviert ihren Master an der englischen Elite-Universität Oxford. Als intelligente und charismatische Frau kann sie sich im geschäftlichen Umfeld durchsetzen und arbeitet zeitweise für die renommierte Unternehmensberatung McKinsey.

Ignatova gilt, gemeinsam mit Geschäftspartner Sebastian Greenwood, als geistige Schöpferin der vermeintlichen Kryptowährung OneCoin. Die Geschäftsfrau setzt sich viel mit digitaler Währung auseinander und erkennt schnell den Reiz daran, vor allem aus finanzieller Sicht. Bereits 2013 machen Schlagzeilen die Runde, dass Bitcoin-Besitzer dank des Krypto-Handels Gewinne in Millionenhöhe erzielen konnten.

Die Krypto-Queen und ihr Widerstand gegen die Dezentralität der Blockchain-Technologie

Der Hype um Bitcoin und Co. nimmt Fahrt auf. Und Ignatova erkennt ihre Chance. Sie bringt 2014 den OneCoin auf den Markt und hat sich dazu eine passende Marketingstrategie überlegt. In den OneCoin sollten auch Menschen investieren können, die von der Technologie nicht viel verstehen. Auf einer ihrer zahlreichen öffentlichen Auftritte spricht sie davon, dass OneCoin schon bald die wertvollste Kryptowährung der Welt werden solle.

Ignatova gilt fortan als die “Krypto-Queen”. Sie lebt offen einen ausgelassenen Luxus-Lifestyle und weckt damit bei ihren Anhängern ein großes Begehren. Sie verspricht Investoren, dass auch sie dank des OneCoin bald einen ähnlichen Lebensstil haben könnten.

Und das alles mit einer Kryptowährung, die nie existiert hat. Denn der OneCoin wird nicht wie andere Kryptowährung gemined und beruht auch nicht auf einer Blockchain. Ignatova verteilt die Coins einfach selbst an die Investoren. Es ist also keine echte Kryptowährung, es handelt sich um wertlose Token. Der angebliche Geldwert und die stetige Wertsteigerung wurde von Ignatova frei erfunden. Eine Tatsache, die der dezentralen Blockchain-Technologie gänzlich widerspricht. Weitere Informationen zur Funktionsweise der Blockchain gibt es hier.

FOMO – The fear of missing out

Fehlendes Wissen ermöglicht es, dass Investoren den Schwindel nicht weiter hinterfragen. Mit einem ausgeklügelten Multi Level Marketing System (auch Schneeballsystem genannt) werden immer mehr OneCoins vertrieben. Knapp 1 ½ Jahre nach der OneCoin-Einführung haben 2,7 Millionen Menschen weltweit in die Fake-Währung investiert.

Ignatova wird zum gefeierten Star der Szene. Sie hält mitreißende Reden und tritt sogar vor tausenden Menschen im Londoner Wembley-Stadion auf. Das große Glück, der große Reichtum. All das erhoffen sich die Investoren. Doch warum folgen so viele Menschen Ignatova und der OneCoin-Bewegung, ohne diese kritisch zu hinterfragen? Zahlreiche Investoren erklären später, sie hatten Angst, das nächste große Ding zu verpassen. FOMO – the fear of missing out, war ein zentrales Motiv für den Erwerb von OneCoin.

Das Kartenhaus stürzt ein, die Königin verschwindet spurlos

Während Ignatova und ihre engsten Vertrauten immer mehr Geld scheffeln, beginnt die Fassade langsam zu bröckeln. 2016 startet das LKA NRW eine Ermittlung gegen OneCoin. Auch Ermittlungsbehörden aus anderen Ländern warnen zunehmend vor der Währung.

Um Ignatova zieht sich die Schlinge langsam zu. Im Herbst 2017 ist man kurz davor, die kriminellen Machenschaften hinter OneCoin aufzudecken. Schließlich verfasst die New Yorker Staatsanwaltschaft eine Anklageschrift gegen Ignatova und ihren Geschäftspartner Greenwood.

Im Oktober besteigt Ignatova dann einen Flieger von Sofia nach Athen. Dort soll sie laut Zeugen von russischen Männern in Empfang genommen worden sein. Was danach mit ihr passiert, ist und bleibt ein Mysterium. Denn Dr. Rujan Ignatova ist seitdem spurlos verschwunden – mit 500 Millionen Dollar in der Tasche.

Der Betrug geht weiter – Ignatova wird vom FBI gejagt

Nachdem Ignatova untergetaucht ist, übernimmt ihr Bruder Konstantin die OneCoin-Geschäfte. Obwohl die Betrügereien längst aufgeflogen sind, halten zahlreiche Anhänger weiterhin an OneCoin fest. 2019 wird Konstantin Ignatov festgenommen. Wegen Geldwäsche und Betrug drohen ihm bis zu 90 Jahren Haft. Um sich dem zu entziehen, sagt er gegen OneCoin und alle Beteiligten vor Gericht aus.

Er berichtet über den ganz bewusst durchgeführten Betrug, die nicht existierende Blockchain und die frei erfundene Wertsteigerung der OneCoin. Doch auch mit diesem Geständnis ist der OneCoin-Betrug nicht vollends verschwunden. Noch heute gibt es die Fake-Währung und Vertriebler, die diese weltweit verkaufen. In Deutschland ist die Verbreitung von OneCoin allerdings von offizieller Seite untersagt.

Ruja Ignatova steht mittlerweile wegen Betrugs und Geldwäsche auf der FBI Ten Most Wanted List und gehört damit zu den meist gesuchten Verbrechern weltweit. Für entscheidende Hinweise zahlt das FBI eine Belohnung von 100.000 Dollar.

One Comment
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